Erinnerungen an ein Spiel aus der Kindheit: Das Doznhackn

„Bitt schian Herr, setzens an Groschen ins Greasl, mein Dozn singt wia a Tannenmeasl“

erzählt von Herrn Grubhofer Andreas

GrubhoferDas Dotznhacken war ein beliebter Zeitvertreib bei uns Buben. Wir machten uns vorzugsweise an Feiertagen oder an Samstag- oder Sonntagnachmittagen zu viert oder zu fünft auf den Weg Richtung Fischerkreuz, ein bisschen außerhalb von Rum. Wir waren meist immer mit der gleichen Freundesriege unterwegs, nur Buben und zwischen 8 und 10 Jahren. Mit einem Stecken zeichneten wir einen Kreis in den Boden und versuchten dann mit unserem Dozn das gesetzte Geld zu treffen. Wir warteten auf vorbeikommende Spaziergänger, die wir dann mit unserem Spruch versuchten für eine Geldgabe zu gewinnen. Damals gab es ja noch die 1-2-5-10 und 20 Groschenmünzen. Meist bekamen wir zwischen 1 und 5 Groschen spendiert. Wenn ich Geld „gewonnen“ hatte, habe ich mir davon gerne Schokolade oder Schwedenbomben gekauft. Da diese Süßigkeiten damals totale Seltenheit waren, hat mich das immer besonders gefreut. Ein guter Verdienst beim Doznhacken war für mich zwischen 10 und 12 Groschen. Manchmal kam auch ein Kapuzinerpater vorbei, der immer sehr nett zu uns war. Von ihm bekamen wir kein Geld, aber dafür jeder von uns ein Heiligenbild.“

Früher gingen die Buben ausgerüstet mit einem Dozn und einer Schnur, Doznhåckn. Dieses Spiel wurde vom Faschingsdienstag bis zur Karwoche gespielt, zu Ostern wurde der Dozn dann wieder bis zum nächsten Jahr weggelegt. Dieser Dozn (höttingerisch für kleine Figur, Knirps) war ein kegelförmiges Stück Holz, 3 bis 4 cm groß, an dessen Spitze ein metallener Nagel eingeschlagen war.

Die Schnur musste ein gedrehter Spagat sein, der nicht ausfranst. Sie wurde sorgfältig um den Dozn gewickelt und mit der restlichen Länge dreimal um den Zeigefinger. Durch eine schnelle Armbewegung aufwärts gefolgt von "hacken" in den auf den Boden gezeichneten 30 cm großen Kreis löste sich die Schnur vom Dozn, der dann bei gutem Wurf surrend in Drehbewegung im Kreis landete.

Gespielt wurde im Freien und wer an den Doznhåckern vorbeiging, hörte von den Buben den Vers:

„Bitt schian Herr, setzns an Groschen ins Greasl, mein Dozn singt wia a Tånnenmeasl.“
(Bitte Herr, setzen Sie einen Groschen in den Kreis, mein Dozn singt wie eine Tannenmeise.)

SymbolbildDie Herausforderung bestand darin, die in den Kreis gelegte Münze mit dem Dozn zu treffen und aus dem Kreis zu hacken. Der Dozn musste danach im Kreis weitertanzen, sonst war der Groschen nicht gewonnen. Die besten und mutigsten Doznhåcker ergänzten ihr Sprüchlein mit dem Satz: „Dreimol – Dozn und Schnur.“ Damit musste das Geldstück unter drei Versuchen getroffen werden, sonst gehörten Dozn und Schnur dem Herrn, der die Münze gespendet hatte.

 

(Quelle: Tiroler Bildungsservice; Kustodenportal, Bildungskatalog, Lesen in Tirol)